Kirche St. Pankratius
Weilerswist-Lommersum, Walramstraße
Entstehungsgeschichte
Die Besitzer des Ortes Lommersum, Herzog Walram Paganus von Limburg und seine Gemahlin Jutta von Geldern, ließen 1120 die Kirche erbauen. Sie wurde als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika aus Bruchstein errichtet. Eine erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1136. Im Jahre 1152 ist urkundlich festgehalten, dass die Lommersumer Pfarrkirche von Jutta, die inzwischen verwitwet war, an die Augustinerabtei Klosterrath verschenkt wurde, die sie bis zu ihrer Auflösung 1796 besessen hat. Zu dieser Schenkung gehörte auch das Land, von dessen Bewirtschaftung der Unterhalt der Kirche bestritten wurde. Dies erfolgte vom sogenannten Kirchen- oder Heiligenhof aus, der sich in der Dorfmitte, an der Stelle der heutigen Bäckerei, befand. Seit dieser Schenkung ernannte der Abt des Klosters die Ortspfarrer, verwaltete die Kirche und bekam den Zehnten.
Auf der Chroniktafel, die an der Aussenseite des Seitenschiffs angebracht ist, ist das Jahr 837 aufgrund architektonischer Merkmale als Entstehungsjahr verzeichnet. Dies konnte jedoch bei der Erneuerung der Kirche 1963 nicht bestätigt werden. Jedoch ist sicher, dass die Kirche unter Verwendung von Bauteilen einer älteren, römischen Anlage errichtet worden ist. Daher dürften auch der römische Legionsadler, der über dem Hauptportal angebracht ist und der Matronenstein stammen. Der Matronenstein aus dem 1. Jh. n. Chr., der in einem Pfeiler des Langhauses vermauert war, zeigt drei sitzende Muttergottheiten mit Früchten, die auf ihre Funktion als Schützerinnen von Haus und Feld hinweisen. Die Inschrift lautet: "MATRONIS ROMANEHIS C. PULMILENUS V.S.L.M." übersetzt: "Caius Pulmilenus löste sein den Matronae Romanehae gegebenes Versprechen freudig nach Gebühr ein."
Mit Sicherheit ist die heutige Kirche nicht das erste Gotteshaus an dieser Stelle. Diese Annahme fand ihre Bestätigung 1957, als bei Aushubarbeiten des Heizungskellers Gräber in vier Schichten freigelegt wurden, deren Unterste aus fränkischer Zeit, 7. oder 8. Jh., stammen. Da sie keine Grabbeigaben enthielten, handelte es sich bereits um Christen, die hier nahe ihres Gotteshauses ihre letzte Ruhe fanden. Das Kirchenschiff hatte ursprünglich nur vier Joche an die sich ein etwas schmälerer und niedrigerer rechteckiger Chorraum anschloss. Der Chorraum und die Seitenschiffe hatten je eine halbrunde Apsis. Im 16. und 17. Jh. wurde die Kirche Opfer von Zerstörungen. So in Folge der Religionskämpfe 1568, 1574, 1579 und 1585, im Dreißigjährigen Krieg sowie im Eroberungskrieg Frankreichs 1672 bis 1678. Die Flachdecke der Seitenschiffe wurden bei den Ausbesserungen, die nach den Zerstörungen nötig waren, gewölbt. 1839 wurde die Kirche aufgrund des Bevölkerungswachstums um zwei Joche und das heutige Chorhaus nach Osten hin erweitert. 1849 wurde die Orgel eingebaut. 1963 - 1967 erfolgten umfassende Renovierungsarbeiten, die der Kirche ihr heutiges Erscheinungsbild gaben und bei der die Nebenräume und Windfänge angebaut wurden. Die Fenster in der Apsis wurden 1953 zugemauert, um der Westsonne das Spiel auf dem Barockaltar zu erlauben.
Inneneinrichtung
In den erwähnten Kriegen kam es mehrfach zu Plünderungen und Beschädigungen im Kircheninneren. 1641 mussten die Altäre neu geweiht werden. Der Hauptaltar erhielt 1652 seinen hölzernen Aufsatz mit einem mächtigen Säulenaufbau, gefertigt vom kurfürstlichen Hofschreiner Schultheiß zu Bonn. Gefertigt wurde der Altar nach der Art und den Bedürfnissen der damaligen Zeit. Nach Reformation, Gegenreformation und den daraus resultierenden Wirren und Zerstörungen wollte man die Herrlichkeit Gottes besonders deutlich zeigen: Die Herabkunft des Göttlichen in diese Welt soll den Gläubigen deutlich werden. Das Hauptbild, die Anbetung des Kindes durch die Hirten, stammt von 1680/90. Zwei graufarbene Säulen mit vergoldeten Kapitellen und Schleierbretter mit Engelsköpfenflankieren dieses Ölgemälde. Figuren der Apostel Petrus und Paulus flankieren den Altar auf der Höhe des Tabernakels. Sie sind eine Ergänzung aus der Zeit der Erweiterung der Kirche im frühen 19. Jh. Im weiteren Aufbau verjüngt sich der Altaraufsatz auf jeder Stufe. Über dem Bild des Weihnachtsmysteriums befindet sich ein Ölgemälde in Dreiecksform, Gottvater und den heiligen Geist in Gestalt der Taube darstellend. Darüber das Relief eines Engelskopfes, Gottes Boten auf Erden und über ihm das Zeichen Jesu IHS auf ovalem Schild im Strahlenkranz. Statuen des hl. Nikolaus und der hl. Luzia flankieren das obere Gemälde. Der Tabernakel, um 1740 umgebaut, bekam bei der Restaurierung eine neue Tür. Hanns Rheindorf (Köln) fertigte sie auf silbernen Platten, die mit Emailschicht überzogen sind. Aus feinen Goldfäden gestaltete er die Verkündigung des Engels an Maria. Weitere Verzierungen stellen die Schwarzwälder Bleikristalle dar.
Um 1680, der Entstehungszeit des Hauptaltares, entstand auch das Chorgestühl mit je fünf Sitzen aus Eichenholz gefertigt. Seine Abschlussstützen bilden die Statuen der vier Evangelisten, die ursprünglich zur 1859 von Christian Stefan (Köln) gefertigten Kanzel gehörten, die man nicht wieder aufstellte. Weitere Ausstattungsgegenstände dieser Zeit sind das Reiterstandbild des hl. Pankratius, die große Kreuzigungsgruppe an der Westwand der Kirche und die aus der Zeit um 1680 stammenden barocken Heiligenfiguren am Obergaden des Hauptschiffes. Zur Rechten sehen wir den Pfarrpatron St. Pankratius, des weiteren Johannes von Nepomuk und St. Augustinus mit Herz. Auf der Evangelienseite Maria und Johannes neben dem Missionskreuz; über dem letzten Pfeiler Ferrarius, ein Augustinenheiliger.
1680 wurde das Langhaus der Kirche gewölbt. Auch die Nebenaltäre haben barocke Aufsätze. Der Altar im nördlichen Seitenschiff ist Maria geweiht. Ihre Plastik aus der Zeit um 1500 zeigt Maria als Zuflucht der Sünder. Die Plastik im südlichen Seitenschiff zeigt Antonius mit dem Schwein. Dieser Altar geht auf eine Stiftung zurück, welcher Junker Johann von Vischenich und Ehefrau Sophia von Bodenheim sowie die Edelfrau Mechthildis, alle wohnhaft auf Burg Bodenheim 1359 vornahmen. Die Figur stammt wohl aus dieser Zeit.
Die Fenster wurden im 2. Weltkrieg, bis auf die Fenster mit den Heiligendarstellungen aus der Zeit um 1900 im südlichen Seitenschiff, zerstört. Die zerstörten Fenster wurden von Victor Bonato (Rheidt/Sieg) mit verschiedenen Ornamenten neu gestaltet. Aus dem viergeschossigen Turm erklingen heute drei Glocken, eine von 1903 und zwei von 1923.
Herausgeber:
Katholische Pfarrgemeinde St. Pankratius,
Walramstr. 12, 53919 Weilerswist
Redaktion und Text:
Christine Waider, 53919 Weilerswist - Lommersum