Die drei Tugenden Fides, Spes und Caritas
Verehrung: Anfang August
Auszüge aus dem Originaltext "Der Swister Turm" von Dr. F. Schorn, Weilerswist, 1980
... Uralt dürfte auch die Verehrung der jungfräulichen Märtyrinnen und Geschwister Fides, Spes und Caritas auf dem Swisterberg sein, denen laut Berichten aus dem 17. Jahrhundert der rechte Altar am Fuße des Chorraumes der Swister Kirche geweiht war. Man neigt heute vielfach dazu, in ihrer Verehrung eine christliche Umdeutung des in unserer Gegend zur Römerzeit verbreiteten heidnischen Matronen- oder Mütterkultes zu erblicken; diese Matronen wurden meistens in einer Dreiheit als Göttinnen der Fruchtbarkeit verehrt und stellen vielleicht Personifizierungen von Sonne, Mond und Sternen dar (in dieser Deutung sind die drei "hl. Geschwister" symbolhaft hineingenommen in die Rosenblätter, die über dem Hauptaltar der alten Pfarrkirche zu Buschhoven das Gnadenbild der "Rosa mystica" umgaben). ...
... Es darf aber keineswegs übersehen werden, dass die Verehrung der genannten Jungfrauen in Deutschland hauptsächlich auf die Überführung von Reliquien aus Rom (z.B. durch Bischof Remigius von Straßburg nach Eschau im Elsaß 778) zurückgeht. Ihre Verehrung knüpfte an eine echte stadtrömische Tradition an, wonach die hl. Sofia und ihre drei Töchter als Märtyrinnen gefeiert wurden. In Anlehnung an Katakomben-Inschriften bei der Via Appia in Rom und an die theologische Deutung der göttlichen Tugenden hat man offenbar den Töchtern der hl. Sofia (= Weisheit) die Namen Fides (= Glaube), Spes (= Hoffnung) und Caritas (= Liebe) zugelegt. Die legendäre Leidensgeschichte berichtet, dass die Töchter drei Tage vor ihrer Mutter unter Kaiser Hadrian (um 135) wegen ihres Glaubens gefoltert und hingerichtet wurden. Das geistige Martyrium der Mutter bei der Hinrichtung ihrer Töchter gab wohl den Anlass zu dem Formular der Sophienmesse, die früher in Zeiten der Not und Bedrängnis gelesen wurde und auf Papst Leo III. zurückgeführt wird, der 799 und 804 im Frankenreich weilte (804 in Aachen).
Einen größeren Umfang hatte die Verehrung von Fides, Spes und Caritas nachweislich im 16. Jahrhundert. In einer Zeit, als die Reformation die Gemüter erhitzte, mancherorts Bilder und Reliquien verpönt waren und beseitigt wurden, erschienen alljährlich am Ostermontag mehrere Tausend Pilger zur Verehrung der Reliquien dieser "Heiligen" auf dem Swisterberg. Selbst in den schweren Jahren des Deißigjährigen Krieges mit ihren Hungersnöten und Seuchen ließ der Pilgerstrom nicht nach. ...
... In den Jahren 1976/77 wurden umfangreiche Maßnahmen zur Erhaltung und Erneuerung erforderlich: Das Mauerwerk wurde bis zu zwei Meter tief frei- und trockengelegt ... Die vorhandenen "Heiligenfiguren" kamen in die Pfarrkirche St. Mauritius, der dortige neuromanische Altar mit den Statuen der drei "hl. Jungfrauen" erhielt seinen neuen Platz im Turm-Erdgeschoß.