Sakrament der Ehe
"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mirkönnt ihr nichts vollbringen... Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe." Joh 15, 5.9-10
"Da kamen Pharisäer zu ihm, die ihm eine Falle stellen wollten, und fragten: Darf man seine Frau ausjedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen? Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat und dass er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen." Mt 19, 3-6
Reichen Sie nun einander die rechte Hand. Gott der Herr, hat Sie als Mann und Frau verbunden... Aus dem Trauungsritus
Wenn sich zwei liebende Menschen in der Katholischen Kirche das "JA-WORT" geben, sich das Sakrament der Ehe gegenseitig spenden, (es ist das einzige Sakrament, dass sich Christen selbst spenden; der Priester oder Diakon assistiert dieser Spendung, segnet die Brautleute und die Eheringe im Auftrag der Kirche und bestätigt den geschlossenen Ehebund) dann kommt in diesem Versprechen zum Ausdruck, dass es dabei um mehr geht, als allein um Gefühle. Denn auch der Verstand ist gefordert, da die christliche Ehe, die Liebe auch ein Akt des persönlichen Willens ist. Das wird im Vermählungsspruch der Brautleute deutlich zum Ausdruck gebracht:
"N., vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau/meinen Mann, ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens. Trag diesen Ring als Zeichen unserer Liebe und Treue: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes".
Christliche Eheleute versprechen sich nicht, dass ihre Gefühle stets die gleichen bleiben, sondern dass sie über die Gefühle hinaus auch dann noch zueinander stehen, an der Liebe und Treue festhalten, wenn, wie C. S. Lewis es einmal formuliert hat, "wenn die Gefühle vorrübergehend im Eisschrank liegen". Christliche Eheleute sind von Gott eingeladen ihre Liebe über den Tellerrand des eigenen Glücks, der eigenen Familie hinaus auch für andere wirksam werden zu lassen. Das ist Selbstverwirklichung im positiven, im christlichen Sinn; nämlich die von Gott geschenkten Fähigkeiten zu entfalten,
auch zum Wohle anderer.
Was dies für das eigene Leben, für das persönliche Liebesglück bedeuten kann, das Trag diesen Ring...hat bereits 1956 Ehrich Fromm (Psychoanalytiker) in dem bis heute lesenswerten Klassiker: "Die Kunst des Liebens", zum Ausdruck gebracht. Dort bringt er bereits im Vorwort auf den Punkt worauf es in der (Kunst der) Liebe ankommt: "Ich möchte den Leser davon überzeugen, dass alle seine Versuche zu lieben fehlschlagen müssen, sofern er nicht aktiv versucht, seine ganze Persönlichkeit zu entwicklen, und es ihm so gelingt, produktiv zu werden; ich möchte zeigen, dass es in der Liebe zu einem anderen Menschen überhaupt keine Erfüllung ohne die Liebe zum Nächsten, ohne wahre Demut, ohne Mut, Glaube und Disziplin geben kann. In einer Kultur, in der diese Eigenschaften rar geworden sind, wird die Fähigkeit zu lieben nur selten voll entwickelt. Jeder mag sich selbst die Frage stellen wie viele wahrhaft liebende Menschen er kennt...."
Möge dieses Verständnis der Liebe viele christliche Eheleute finden, die bereit sind so ihre Persönlichkeit zu entwickeln; die bereit sind in und mit der Kirche Gottes in dieser Welt Zeugen zu sein, an denen Kindern lernen können, das Liebe mehr, viel mehr ist als das was uns die unterschiedlichsten Medien heute "verkaufen" wollen.